Landsmannschaft der Donauschwaben in Baden-Württemberg

Landsmannschaft

Die Geschichte der Landsmannschaft der Donauschwaben in Baden-Württemberg e.V.

Die Landsleute, die sich am 8. Oktober 1952, wenige Monate nach der Bildung des neuen Südweststaates  Baden-Württemberg, in der Gaststätte „Sanwald“ in Stuttgart zusammengefunden hatten, trugen sich mit der Absicht, unabhängig von den bereits in den Jahren 1949 und 1950 gegründeten Landsmannschaften, die sich auf der Basis der Grenzen von Trianon organisiert hatten, eine stammesbezogene Heimat-organisation ins Leben zu rufen, die alle Teile in einer Landesorganisation zusammenfasst.

Dieser Neugründung wurde auch spontan zugestimmt und zwar von Vertretern aus allen drei Nachfolgestaaten der einstigen Donaumonarchie in denen Donau-schwaben beheimatet waren, Jugoslawien, Ungarn und Rumänien. So fanden sich unter den Initiatoren neben dem damaligen Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Donauschwaben aus Jugoslawien, Dr. Adam Krämer, Ludwig Schumacher, der bei der Gründung der erste geschäftsführende Landesvorsitzende wurde, auch Namen wie Max Albert (Ungarn) und Nikolaus Merle, Peter Maurus und Lothar Orendo Hommenau (Rumänien/rumänisches Banat). Die dort angenommene Satzung war darüber hinaus auf die Aufnahme weiterer stammeszugehöriger Gruppen abgestimmt.

Bei einer Rückschau auf die Vorgeschichte der landsmannschaftlichen und anderen Vertriebenenorganisationen darf nicht übersehen werden, unter welch verschiedenen Namen sich Zusammenschlüsse auf den Orts und Kreisebenen gebildet hatten. Ein Umstand, der auf das Koalitionsverbot der alliierten Besatzungsmächte zurückzuführen war. Erst nach der Schaffung der Bundesrepublik Deutschland konnte es zu Zusammenschlüssen auf Länder- und Bundesebene kommen.

Der am Gründungstage in Stuttgart gewählte Vorstand hatte drei gleichberechtigte Vorsitzende und zwar aus je einem der drei Heimatländer. Für die Deutschen aus Jugoslawien wurde Ludwig Schumacher, für die Banater Schwaben Nikolaus Merle und für die Deutschen aus Ungarn Max Albert gewählt. Laut Satzung hatten sich die drei Vorsitzenden auf einen geschäftsführenden Vorsitzenden zu einigen. Sie einigten sich auf Ludwig Schumacher. Dem damals gegründeten Landesvorstand gehörten ferner Dr. Adam Krämer, Peter Maurus, Peter Haller, Konrad Klaar, Lothar Orendi-Hommenau und Jakob Wolf als Geschäftsführer an.

Neben diesem neu gegründeten Landesverband gab es noch einen gleichnamigen Landesverband unter der Führung von Dr. Stefan Kraft, welcher noch vor dessen Tod in den neu gegründeten Landesverband aufging.

 

Aufgaben schon vor der Gründung

Schon vor der Gründung des Landesverbandes der Landsmannschaft der Donau-schwaben 1952  hatten die sich gebildeten Verbände der Heimatvertriebenen der verschiedenen Herkunftsländer, die Hilfswerke der evangelischen und katholischen Kirchen und weitere Hilfsorganisationen, um die Unterbringung ihrer Landsleute, Beschaffung von Wohnraum, Familienzusammenführung und auch schon um deren Existenzgründungsmöglichkeiten nach Kräften bemüht. Das 1949 beschlossene Soforthilfegesetz, das Lastenausgleichsgesetz im Jahr 1952, das 1953 folgende Bundesvertriebenengesetz und nicht minder das Fremdrentengesetz stellten die Organisation der Landsmannschaft der Donauschwaben vor Beratungs- und Hilfe-leistungsaufgaben, die nur mit Hilfe vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter bis in die Orts-vereine hinein bewältigt werden konnten. Hier war die Landsmannschaft der Donauschwaben mit Franz Hamm im Bundesinnenministerium, Leopold Egger, Ludwig Schumacher, Jakob Wolf, Josef Beer im Landesausgleichsamt und in der Heimatauskunftsstelle Jugoslawien leitende und die Interessen ihrer Landsleute wahrnehmende Vertreter unserer Landsmannschaft.

Bis Ende der 80er Jahre dauerte die Zuwanderung der in der Heimat, in Jugoslawien, verbliebenen Landsleute an. Sie mussten in Titos-Vernichtungslagern, zu Zwangsarbeit verpflichtet oder aus der Zwangsarbeit aus Russland heimkehrend ausharren, bis sie entlassen oder flüchtend das Land verlassen konnten. Ihnen allen notwendige Hilfestellungen, die dazu notwendige Organisation vom Landesverband über die Bezirks- Kreis- und Ortsverbände zu geben, war zunächst vordringlichste Aufgabe der Landsmannschaft.

 

Die Eingliederung der Donauschwaben im Lande

Der Eingliederungswille, Strebsamkeit und Sparsamkeit der Donauschwaben machte es möglich, dass die Eingliederung sehr rasche Fortschritte machte und sich dieser Aufgabenbereich der Landsmannschaft im wesentlichen Ende der 80er Jahre erledigt hatte. Gelegentliche  Nachfragen von Nachkommen zu Hause gebliebener Landsleute, die heute noch aus der alten Heimat auswandern wollen, erfordert noch notwendiges Wissen um die gesetzlichen Möglichkeiten um Beratung und Hilfen leisten zu können.

Sobald die Donauschwaben in der neuen Heimat einigermaßen Fuß gefasst hatten, begannen sie verstärkt in den 70er Jahren Heimatortsgemeinschaften zu bilden und eigene Treffen zu organisieren. Noch bis in die 80er Jahre fanden bei Landes- und Bundestreffen stets auch integriert Heimatortstreffen statt. Sie haben sich teils in eigenen eingetragenen Vereinen (e.V.) organisiert oder sind unter dem Dach der Landes- und/oder der Bundeslandsmannschaft der Landsmannschaft der Donau-schwaben zusammengeschlossen. Für Bundes- und Landestreffen verbleibt kaum noch Platz auch zu Heimatortstreffen aufzurufen, da sie fast alle eigene Treffen organisieren um so auch ungestört alte Bindungen und Verbindungen zu pflegen.

 

Zunehmend kulturelle Aufgaben im Vordergrund

Für den Landesverband der Landsmannschaft der Donauschwaben in Baden-Württemberg und auch dem Bundesverband, traten zunehmend kulturelle Aufgaben zur Erhaltung und Pflege alter Sitten und Gebräuche in den Vordergrund. Hierzu dienten feste Veranstaltungen, Kulturtagungen, Jugendtagungen, Dichterlesungen, Konzerte, Herausgabe von Dokumentationen und Pflege der Verbindungen zu den landsmannschaftlichen Organisationen in den USA, Kanada, Brasilien und Australien. Bei der Herausgabe von Buchreihen sei aus einer großen Zahl von Autoren an Namen wie Ludwig Schumacher, Jakob Wolf, Josef Beer, Johann Petrie, Johann Weidlein, Johann Adam Stupp, Ingomar Senz, Elke Ortrun Senz, Valentin Oberkersch und an die Künstlermonographie von Sebastian Leicht, Robert Rohr mit seinen Liederbüchern und zahlreiche Autorinnen mit heimatlichen Kochbüchern erinnert.

Die Zusammenarbeit mit den Heimatortsgemeinschaften, die überwiegend ihren Sitz in Baden-Württemberg haben, funktioniert reibungslos. Sie sind laut Satzung im Landesverband aufgenommen und haben Mitsprache- und Mitbestimmungsrecht in den unterschiedlichen Gremien. Sie sind wichtige Säulen in der Arbeit der Lands-mannschaft und im Zusammenhalt des Volksstammes der Donauschwaben.

Gleiches ist auch von der Zusammenarbeit mit den Tanz- und Jugendgruppen zu sagen, mit denen von Anfang an ein einvernehmliches und gut funktionierendes Zusammenwirken besteht. Die Jugend- und Trachtengruppen sind Repräsentanten donauschwäbischer Kultur und Brauchtums im Landesverband.

 

Hilfe und Förderung des Landes

Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat seit Gründung des Landes im Jahr 1952 und ununterbrochen bis heute ihre Verbundenheit mit den Heimatvertriebenen und im besonderen mit den Donauschwaben bekundet und in vielfältiger Weise unterstützt und gefördert. Dieses Verständnis um die Donauschwaben ist auch stammesbezogen, weil die meisten der Aussiedler in die Donauländer vor 300 Jahren aus dem Südwesten Deutschlands stammen. Art, Sitten und Gebräuche der Ausgewanderten blieben mit den Daheimgebliebenen in großen Teilen unverändert. Das Land bekundete seine Förderung und Verbundenheit zu den fleißigen, spar-samen und integrationswilligen Donauschwaben mit der Übernahme der Patenschaft beim großen Heimattreffen im Jahre 1954 in Esslingen, in der ideellen und finanziellen Mitbeteiligung am Haus der Donauschwaben in Sindelfingen, der Grün-dung des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Heimatkunde an der Universität in Tübingen, der Gründung der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg und nicht zuletzt der Drittel-Beteiligung an der Erstellung und dem Betrieb des Donauschwäbischen Zentralmuseums in Ulm. Das Land Baden-Württemberg fördert zudem die kulturellen Veranstaltungen des Landesverbandes der Landsmannschaft der Donauschwaben und ermöglicht damit Kultur-tagungen, Landestrachtenfeste und den Geschäftsbetrieb.

Urkunde Baden-Württemberg

Eine herausragende Förderung des Landes ist der alle zwei Jahre zu verleihende donauschwäbische Kulturpreis, mit dem im jährlichen Wechsel mit den Russland-deutschen kulturelle Leistungen der Donauschwaben aus den drei donau-schwäbischen Herkunftsländern gewürdigt und gefördert werden.

Es würde den Rahmen dieses kurzen Rückblickes sprengen, wenn die Arbeit und Bedeutung dieser vom Land Baden-Württemberg geförderten Einrichtungen entsprechend ihrer Leistung gewürdigt würden. Eines wäre dazu zusammenfassend festzustellen: Das Land Baden-Württemberg wird auch trotz finanzieller Engpässe seiner Patenschaftsaufgabe vollauf gerecht. Das wissen die Donauschwaben auch entsprechend zu würdigen.

 

Patenschaften

Die Patenschaft der Stadt Sindelfingen über die Volksgruppe der Donauschwaben aus Jugoslawien, mit dem Sitz des Patenschaftsrates in Sindelfingen ist für die Landsmannschaft der Donauschwaben ein ebenso wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Landsmannschaft in Baden-Württemberg. Zahlreiche Patenschaften zwischen einer Vielzahl von Heimatortsgemeinschaften mit Städten und Gemeinden im Land bezeugen die harmonischen Verbindungen zwischen den Donauschwaben und den sie aufgenommenen Gemeinden.

Der anfängliche Zusammenhalt in dem dreigliedrigen Landesvorstand, Jugoslawien-deutsche, Ungarndeutsche und Banater Schwaben aus Rumänien, hielt nicht lange an. Für die Ungarndeutschen öffneten sich schon in den 60er Jahren die Grenzen zu ihren Heimatorten und es ergaben sich für sie neue Aufgabenbereiche in der Bindung zu den Daheimgebliebenen. Sie festigten ihren eigenen ungarndeutschen Landesverband und blieben außerhalb des Vorstandes der Landsmannschaft der Donauschwaben. Für die Banater Schwaben änderte sich der Aufgabenbereich, als in den 80er Jahren die Möglichkeit der Aussiedlung der Zurückgebliebenen nach Deutschland sich öffnete und die Familienzusammenführung einsetzte, die sich bis zu der fast völligen Leerung der verbliebenen deutschen Dörfer in Rumänien fortsetzte.

Letztlich verblieb der Landesvorstand der Landsmannschaft der Donauschwaben noch ausschließlich mit Donauschwaben aus Jugoslawien besetzt. Dies bedeutete aber nicht, dass die drei Landesverbände bei sich überschneidenden Aufgaben auch harmonisch zusammenwirkten. Insbesondere auf den unteren Ebenen, den Orts- und Kreisverbände, war und ist die Zusammenarbeit in der Einheit der Lands-mannschaft der Donauschwaben reibungslos und von Gemeinsamkeit geprägt.

Nicht verschont blieb der Landesverband Baden-Württemberg von Abspaltungen. 1958 gab es infolge einer gewissen Stagnation im Landes- und Bundesverband Unzufriedenheit in einzelnen Gliederungen und bei Mitgliedern des Landesvor-standes, aus der heraus sich der Regierungsbezirk Süd-Württemberg vom Landes-verband unter Anton Bertl abspaltete. Eine besondere Stütze fand diese Spaltung durch die beiden donauschwäbischen Wochenzeitungen „Neuland“ und insbesondere die „Donauschwäbische Rundschau“, die vom Aalener Verleger Dr. Konrad Theiss aufgekauft und in „Der Donauschwabe“ umbenannt wurde. 1966 hat sich der damalige Landesbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern wieder dem Landesverband angeschlossen.

 

Die „Mitteilungen“, das Organ des Landesverbandes

Im 48. Jahrgang erscheinen die „Mitteilungen für die Donauschwaben“ als Organ der Landsmannschaft der Donauschwaben. Sie haben ihren Ausgangspunkt im Regierungsbezirk Karlsruhe und erschienen zunächst als zweiseitiges Informationsblatt über die Vertriebenengesetzgebung. Sie erscheinen heute einmal im Monat mit 16 Seiten in einer Auflage von 1.800 Exemplaren und informieren weltweit über alle die Landsleute betreffenden Angelegenheiten, ihre kulturellen Veranstaltungen, Mit-teilungen der Heimatortsgemeinschaften, Familiennachrichten und heimatpolitische Ereignisse, die insbesondere in den letzten Jahren zunehmend an Aktualität und Bedeutung gewinnen. Der Bezug der „Mitteilungen“ ist mit der Mitgliedschaft im Landesverband Baden-Württemberg verbunden und mit einem Jahresbeitrag von 26 Euro verknüpft.

 

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