Landsmannschaft der Donauschwaben in Baden-Württemberg

Flucht und Vertreibung

Flucht, Verfolgung und Vertreibung der deutschen Minderheit aus Jugoslawien, Ungarn und Rumänien

Auf der Flucht

Auf der Flucht – Kohlezeichnung S. Leicht

Als der II. Weltkrieg 1941 auch auf die Länder Ungarn, Jugoslawien und Rumänien übergriff, belief sich die Ungarndeutsche Bevölkerungsgruppe auf 580.000 Personen, die Rumäniendeutsche auf 580.000 (280.000 Banater, 60.000 Sathmarer Schwaben und 240.000 Siebenbürger Sachsen),die Jugoslawiendeutschen auf 540.000 (510.000 Schwaben und 30.000 Deutsch-Untersteirer und Gottscheer),
insgesamt also auf 1 Million 700.000 Menschen, die sich als Deutsche bekannten. 

Die Ungarndeutschen, Sathmarer, Banater und in Jugoslawien lebenden Schwaben (1 Million 330.000) pflegt die Volkskunde ab 1920 unter dem Oberbegriff „Donauschwaben“ zusammenzufassen.

Nach der Zerteilung Jugoslawiens im Aprilkrieg 1941 durch die Achsenmächte und dem Beginn des Krieges mit der Sowjetunion wurden die deutschen Männer in den mit Deutschland verbündeten Staaten Rumänien, Ungarn und Kroatien nicht nur in die nationalen, sondern auch -aufgrund zwischenstaatlicher Verträge – in deutsche Wehrverbände, auf Betreiben Himmlers vornehmlich in die Waffen-SS, eingezogen und an allen Fronten eingesetzt. Das erforderte einen hohen Blutzoll.

Bei Herannahen der Sowjetarmee im Herbst 1944 flüchteten 40.000 Siebenbürger Sachsen aus Nordsiebenbürgen und etwa 40.000 Banater und 4.000 Sathmarer Schwaben aus dem rumänischen Banat, rund 220.000 Donauschwaben und Sloweniendeutsche flüchteten aus dem jugoslawischen Gebieten oder wurden evakuiert, während aus Ungarn nur etwa 20.000 ihre Heimat verließen.

Als Stalin nach Besetzung Rumäniens, des Großteils von Ungarn und eines Teils von Jugoslawien deutsche Arbeitskräfte als eine erste Reparation für erlittene Kriegsschäden forderte, erfolgte ab Weihnachten 1944 eine Deportation von Deutschen zur Zwangsarbeit in die UdSSR: aus Ungarn rund 32.000, aus Rumänien 67.000 und aus Jugoslawien 12.500, insgesamt also 112.000. Erst 1949 wurden die Letzten entlassen. Die Todesrate betrug durchschnittlich 15 %‚ nahezu 17.000 erlagen demnach den Strapazen.

Rumänien vertrieb die Deutschen nicht, entzog aber 1945 den rund 300.000 nicht-geflüchteten Banater und Sathmarer Schwaben sowie Siebenbürger Sachsen bis 1949 praktisch alle staatsbürgerlichen Rechte und konfiszierte fast vollständig ihren Grundbesitz und ihr produktives Vermögen. Zudem deportierte man zusammen mit Personen anderen Nationalitäten 10.000 Schwaben 1951 in die Baragan-Steppe, wo sie bis 1956 konfiniert waren und das harte Leben zu einer hohen Sterblichkeit führte. Das Misstrauen gegenüber der kommunistischen Regierung und der Assimilierungsdruck des rumänischen National-chauvinismus sowie die wirtschaftliche Not veranlasste die Banater und Sathmarer Schwaben und Siebenbürger Sachsen zur Umsiedlung nach Deutschland. Um die Jahrtausendwende zählten die Schwaben in Rumänien noch etwa 20.000, die Siebenbürger Sachsen nur mehr 15.000 Personen.

Ungarn erreichte 1945 auf der Potsdamer Konferenz der Siegermächte, dass es seine Donauschwaben nach Deutschland aussiedeln dürfe. 1946 und 1947 wurden 220.000 Ungarndeutsche de facto vertrieben. Ihr bewegliches und unbewegliches Vermögen wurde beschlagnahmt. Die in ihrer Heimat Verbliebenen erhielten 1950 die staatsbürgerliche Gleichberechtigung, der Gebrauch der deutschen Sprache war aber verpönt, aber nicht verboten, und findet gegenwärtig mehr im kulturellen Bereich als im familiären Alltag Verwendung. Gegenwärtig (2007) darf die Gruppe jener, die sich als Deutsche bekennen, auf 40.000 Personen geschätzt werden.

Rund 200.000 Deutsche Jugoslawiens gerieten unter die Herrschaft der kommunistisch dominierten Partisanenbewegung Josip Broz Titos. Der “Antifaschistische Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens“(AVNOJ) erklärte sie kollektiv zu Volksfeinden, entzog ihnen die staatsbürgerlichen Rechte und verfügte am 21.11.1944 ihre völlige Enteignung. Erschießungsaktionen sowie die Einweisung in zehn Vernichtungslager, je zwei davon im heutigen Kroatien und Slowenien gelegen, und zahlreiche Arbeitslager forderten bis 1948 insgesamt 64.000 Zivilopfer. Etwa jeder/jede Dritte der nichtgeflüchteten Deutschen verlor zwischen 1944 und 1948 das Leben. Zwischen 35.000 und 40.000 flüchteten über Ungarn und Rumänien nach Österreich und Deutschland. Die etwa 70 000 bis 75 000 Überlebenden wurden 1948 nach Schließung der Lager in vorgegebene dreijährige Zwangsarbeitsverhältnisse eingewiesen. 

Danach nutzten viele die Möglichkeit der sog. Spätaussiedlung. Nur etwa je Zehntausend verblieben im heutigen Serbien und Kroatien. Um die Jahrtausendwende zählten die Deutschen in Serbien und Kroatien jeweils nur noch rund 4000, in Slowenien etwa 1500 Personen.

Verfasser: Dr. Georg Wildmann und Karl Weber (2006/2007)

Fortgeholt nach Russland

Fortgeholt nach Russland – Kohlezeichnung S. Leicht

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